Jakobuspfad
Sehnsucht nach pilgern....

Das Jahr 2010.

1 Tag  Anreise mit dem Flugzeug von Krefeld nach Santander - Strecke Santander – Boo de Pielagos 14,8 km

Der Tag beginnt um 5 Uhr mit der Abfahrt nach Weeze. Wir fliegen mit Ryanair nach Santander, unserem letzt jährigen Zielort, wo wir gegen 10 Uhr landen. Gemeinsam mit anderen Pilgern nutzen wir den Shuttlebus zur Kathedrale. Nach einer kurzen Besinnung starten wir dann endlich die Etappe 2010.

Die ersten 5 km führen uns aus der Großstadt Richtung Westen. An der hübschen, auf einer Anhöhe gelegenen Kirche San Lorenzo rasten wir zum ersten Mal. Danach führt uns der gut ausgeschilderte Weg Richtung Boo de Pielagos. Obwohl die Tagesetappe ‘nur’ 15 Km lang ist, ziehen sich die letzten 2 Km zum Hotel ‚Playas de Liencres’ in die Länge. Nach Beziehen der Zimmer, nutzen wir die Annehmlichkeiten der Hotelanlage (Pool im Keller). Der Abend klingt in einem netten Restaurant im Ort aus.

2 Tag  - Strecke von Boo de Pielagos – Santilliana del Mar 20,2 km

Nach Studium der Wanderkarten entscheiden wir uns für den direkten Weg über die Eisenbahnbrücke zum Bahnhof von Mogro. Es kommt, wie es kommen muss: auf der Brücke grüßt uns der entgegenkommende Zugführer eines Regionalexpresses. Am Bahnhof von Mogro stoßen wir wieder auf den markierten Weg. 

Nachdem in Gornazo der Sonntagsgottesdienst endet, halten wir dort in der Dorfkirche unsere Statio. Zum sonntäglichen Bild passt gar nicht der Güterzug, beladen mit Stahlcoils.

Am heutigen Asphalttrettag passieren wir das Solvaywerk. Obwohl die Beschilderung über die Straße nach Santilliana del Mar kürzer ist, gehen wir auf den ruhigeren naturnahen Pilgerweg. Kurz nach Drei erreichen wir unseren heutigen Zielort. Santilliana del Mar wird mit Rotenburg ob der Tauber verglichen: zu Recht. Nachdem wir im Ort erste Eindrücke genießen, beziehen wir das Hotel Colegiata. Der Abend führt uns noch mal in das sehr gemütliche Städtchen. Vor dem 20 Uhr Gottesdienst in der Stiftskirche Santa Juliana trauen wir heute zum wiederholten Male unseren Augen nicht: ein Viehtrieb zieht mitten durch den malerischen Ort.


3 Tag - Strecke von Santilliana del Mar – Comillas 23,4 km

Nach regenreicher Nacht wechseln sich heute Sonne, Wind, Wolken und Regen ab. 

Unser Morgengebet verrichten wir in der einsam auf einer Anhöhe gelegenen, weit sichtbaren Kirche.

San Pedro bei Orena. Weiter geht es durch den versteckt liegenden Weiler Ciguenza. Die heute als Ställe genutzten ehemalige Adelspalästen lassen auf den vergangenen Reichtum dieses Ortes schließen. Um 13 Uhr erreichen wir das Kloster Cobreces, welches leider geschlossen ist. Dafür finden wir als Rastplatz ein ausgedientes Waschhaus. Über einen sehr schönen uralten Pilgerweg stoßen wir auf die Landstraße CA 131.

Rechter Hand entdecken wir eine Santiagokapelle. Wir durchqueren einige Kilometer weiter Ruiloba – Iglesia und beglücken die Verkäuferin eines rollenden Supermarktes. Bevorzugt werden kantabrische Schweineohren und nordspanische Salami. Kurze Zeit später erreichen wir den kleinen Ort Pando. Dort steht eine kleine restaurierte Jakobuskapelle mit ausgewiesener Stempelstelle. Der Pilgerweg führt in Concha an einer sehenswerten Häuserzeile vorbei. 

Bevor wir gegen 18 Uhr in Comillas (Hotel Comillas) eintreffen, ergeben sich noch schöne Blicke auf das Meer.

4 Tag - Strecke von Comillas – Pechon 29,7 km

Im Schatten der großen prachtvollen kirchlichen Universität von Comillas beginnt der vierte Pilgertag.

An der Uni eröffnet sich ein Blick auf die bizarre Bergwelt der Picos de Europa. Der Küstenweg führt uns zum Naturpark von Oyambre. Dort befindet sich im Schwemmland ein uralter überfluteter Wald. Anschließend nutzen wir den für uns günstigen Tidenhub aus: bei Ebbe gehen wir auf dem Sandstrand Richtung San Vicente de la Barquera. Hinter San Vicente treffen wir wieder auf den markierten Jakobsweg. Ab hier ist auch der parallel laufende Pilgerweg nach Santo Toribio de Liebana ausgeschildert, der in Hortigal in die Berge abzweigt. Am späten Nachmittag müssen wir feststellen, dass unser Ziel nicht Pesues, sondern das 3 Km entfernte Pechon ist. Gegen 18:15 Uhr treffen wir in unserem Quartier Hotel Don Pablo ein.

5 Tag - Strecke von Pechon – Llanes 31,9 km

Es sollte unser erster und einziger richtiger Regentag werden.

Wir starteten in Pechon in Regenkleidung und sollten diese nicht mehr heute ausziehen....und trotzdem hatte dieser Tag eindeutig seine landschaftlichen Reize und Besonderheiten:

Nach vier Km gehen wir durch den letzten kantabrischen Ort: Unquera. Wir überqueren den Rio Deva und haben sogleich die Provinz Asturien erreicht. Auf einmal können wir uns dem maurischen Eindruck nicht erwehren. Häuser mit arabischem Einschlag und Palmen gesäumte Zufahrten stehen am Wegesrand. Auf der stark befahrenen E 70 gehen wir gemeinsam bis Pendueles. Bauarbeiter unterbrechen ihre Restaurationsarbeiten in der Kirche, damit wir unsere Statio beten können. 

Nach einem anschließendem Bar-Stop gehen drei Pilger über die Straße weiter nach Llanes, während die restlichen Vier den Küstenweg bevorzugen. Dort erleben sie das Naturphänomen ‚Bufones de Arenillas: Bei starkem Seegang drängen die Wellen in Aushöhlungen im Felsboden und schießen dann unter Pfeifen und Fauchen als Fontäne wieder ans Tageslicht (Geysiren gleich). In der Dämmerung erreichen alle erschöpft Llanes. 

Das gute Hotel Montemar trug zur Erholung, Sättigung, Durstlöschung und Trocknung bei.

6 Tag - Strecke von Lianes – Cuerres 25,5 km

Heute morgen lockte uns die strahlende Sonne aus den Betten. 

Die Küstenpromenade Paseo de San Pedro ließ Asturien von einer der schönsten Seiten zeigen. Im Laufe des Tages machten sich immer mehr die Anstrengungen des Vortages bemerkbar. In der Mittagszeit waren wir froh, eine schöne Sidreria in Naves entdeckt zu haben. Gleichzeitig trafen wir mit vier spanischen Pilger, die uns mehrere Tage begleiteten, dort ein. Es folgte ein üppiges Mahl.

Am Nachmittag wurde der Weg gefühlt immer länger. Hatte man es doch nur gut gemeint, denn zu dem eigentlichen Weg wurde noch eine Schleife über eine mittelalterliche Brücke mitgenommen. Bei Sonnenuntergang erreichten wir unser Quartier auf einem Reiterhof in Cuerres.

am westl. Stadtrand und sind froh, das wir in der Nachbarschaft noch eine Möglichkeit erhalten, etwas Warmes zu Essen.

7 Tag - Strecke von Cuerres nach La Isla 24,3 km

Nach einer guten Nacht erreichen wir recht zügig am Vormittag die schöne Stadt Ribadesella.

Wir vervollständigen unsere Vorräte und gehen entlang der ausgedehnten sehenswerten Strandpromenade, flankiert von schmucken Herrenhäusern, Richtung San Pedro. Dort lernen wir einen Spanier und eine Amerikanerin kennen, die ebenfalls gemeinsam nach Santiago de Compostela pilgern. Das gute Wetter lässt eine Schwimmeinlage von Irmgard zu, während unsere Wanderschuhe in der asturischen Sonne trocknen.

Fast immer an der Küste verläuft der Camino abseits der Straße.

Wir erreichen am Nachmittag den Sommererholungsort La Isla. Das schönste in dem ausgestorbenen Ort war unser gleichnamiges Hotel mit der sehr (pilger)freundlichen Bedienung.

8 Tag - Strecke von La Isla – Villaviciosa 21,4 km

Da der Pilgerführer vor matschigen Wege warnte, gingen wir auf der N 632 nach Colunga. Es sollte der Tag der drei Kirchen werden. In Colunga nutzten wir die Dorfkirche zu unserem Morgengebet. Die nächste Rast an der verhältnismäßig großen Kirche von Pernus beendete die niederschlagsfreie Zeit. Es regnete bis zur dritten schönen Kirche des Tages. In Priesca öffnete uns der residierende Priester das wunderschöne Gotteshaus. 

Über einen uralten Pilgerweg pilgerten wir nach Sebrayo. Vor der dortigen Pilgerherberge trafen wir das spanisch-amerikanische Paar und lernten ebenfalls ein älteres Ehepaar aus Freiburg kennen. Wir hatten Hunger und waren somit enttäuscht, dass es im gesamten Ort keine Einkaufsmöglichkeit gab. Um so mehr freuten wir uns über die geteilten Vorräte. Nach einem Pilgeraustausch, starteten wir zum Finale. Zeitig zogen wir am Nachmittag in Villaviciosa ein. Wir gingen ins Hotel La Ria, regelten uns, besichtigten den Ort und besuchten am Abend einen Gottesdienst.

9 Tag - Lange Strecke von Vsllaviciosa nach Gijon - 30,9 km

Der heutige Tag hatte es in sich!

Zeitig brachen wir auf, da es nach einigen Kilometer einen recht steilen, über vierhundert Höhenmeter führenden Anstieg zu bewältigen galt. Leider wurde die Ruhe auf der Passhöhe durch vierzehn einheimische Jäger gestört. Nach verdienter Erholungspause stiegen wir in ein Tal und trafen auf den sehr netten Gasthof Casa Pepito. Dort mussten wir die verlorenen gegangenen Kalorien und Nährstoffe wieder auffüllen.

 

Irgendwann sahen wir Gijon. Wir freuten uns, wussten wir doch, dass damit irgendwie der kommende Ruhetag eingeläutet wurde. Zunächst wurden wir noch einmal unverhofft nass. Die Freude auf Gijon hatte irgendwie den wetterwichtigen Blick zum Himmel vergessen lassen. Wie in jeder Großstadt zogen sich die letzten Kilometer dahin. Vorbei am Fußballstadion und Stierkampfarena erreichten wir müde das Hotel Playa Poniente.

10 Tag - Endlich Tag der Erholung

Natürlich blieben wir nicht 36 Stunden in den Hotelbetten liegen. Nach gemütlichem Frühstück in der gegenüberliegenden Bäckerei schauten wir uns in Kleingruppen Gijon an. Das durchwachsene Wetter ließ keinen Strandtag zu. Spätestens am Nachmittag kannten wir alle Gassen der Innenstadt. So zog es einige dann in ein Einkaufszentrum, wo Peter seine zerschundene Wanderhose gegen eine Neue eintauschte.

 

Am Abend erlebten wir gemeinsam das Treiben in der belebten Altstadt.


11 Tag - Weiter geht’s - die Strecke von Gijon nach Aviles 25,1 km

Es ist wieder mal wie immer: das Verlassen der Stadt über lange breite Straßen ist trostlos und zieht sich ....

Wir durchqueren die Stahlregion um Gijon. Wir bestaunen schöne Landschaften und wundern uns über funkenspeiende Waggons, die über Strecken flüssiges Stahl von Werk A nach B transportieren. In einer Malocherkneipe (Ruhrgebiet der frühen Fünfziger lässt grüßen) sammeln wir unsere Kräfte für den Endspurt nach Aviles. Eiligen Schrittes gehen wir auf der AS 19. Vorbei an weiteren Stahlwerken erreichen wir Aviles und sind über die beeindruckende Altstadt erstaunt. 

 

Nachdem wir unser Quartier (Hotel La Villa – Arga) beziehen, erkunden wir die Stadt und Hafenanlagen. Der Abend endet um Mitternacht in einem zentralen Gasthaus.

12 Tag - Strecke von Aviles nach Cudillero 29,4 km

Nachdem wir alle unsere pfadfinderischen Fähigkeiten an den Tag legen mussten, um rechten Weges auf den Camino zu gelangen, ging es vorbei an Salinas, dem Flughafen von Asturien bis nach Santiago del Monte. Wir haderten mit einem Backwarenauslieferungsfahrer, der uns einfach ignorierte und nichts abgeben wollte. Stimmungsmäßig hätten wir ihm die halbe Ladung abgekauft. Doch irgendwie ging es weiter – wir teilten.

Wir gingen bei leicht bewölktem Wetter bis nach Muros de Nalon. Vorher bewunderten wir die das schöne El Castillo. Auf dem Marktplatz von Muros de Nalon sammelten wir unsere Kräfte für die letzte Runde nach Cudillero. Als wir dort um 18:10 Uhr eintrudelten, waren wir trotz unserer Müdigkeit sehr von dem Ort angetan. Der an der Steilküste klebende Ort vermittelte eine große Gemütlichkeit und maritimes Flair.

Auch die beiden Hotels rundeten das positive Gesamtbild der heutigen Etappe ab.

13 Tag - Strecke von Cudillero – Soto de Luina 15,1 km

Das vielleicht beste Hotel verabschiedete sich mit einem sehr reichhaltigem Frühstück, incl. Lunchpakete.

Die ersten Kilometer führten uns von der Küste weg, wo wir in Höhe der Autobahnbaustelle auf den ausgeschilderten Weg treffen sollten. Wir richteten uns nach den ausgedienten Schildern, die aufgrund der umfangreichen Brückenbaumaßnahmen im Wald verliefen. Der Ärger hielt sich in Grenzen, da mit zunehmender Höhe der Ausblick über Nordspanien immer grandioser wurde. Erst sahen wir die Brücken (Eisenbahn und Nationalstraße und Autobahnneubau) in der Ferne, dann weit unter uns und schließlich überspannten sie unseren Weg. Da der Pilgerweg wieder gut ausgeschildert war, erreichten wir ohne weitere Umwege, auf schönem Pfad unseren Zielort Soto de Luina. Die herbstliche Sonne verleitete noch zu einem Sonnenbad auf dem Marktplatz.

Beim Abendessen im Lokal trafen wir, aufgrund der Nähe zur Herberge, mehrere Pilger.

14 Tag - Strecke von Soto de Luina – Canero 31,7 km

Da sowohl der Pilgerführer als auch die örtliche Beschilderung für die heutige Etappe die alte Nationalstraße

N 632 empfiehlt, folgen wir dieser Empfehlung. Die N 632 schlängelt sich an der Küste von Ort zu Ort, ist wenig befahren und bietet landschaftlich schöne Eindrücke. Das mäßige Wetter erlaubt keine großartigen Pausen im Freien. Somit kommen wir Kilometer für Kilometer voran. Am Nachmittag, irgendwo hatten wir die 

20 Kilometer erreicht, führen wir unseren Körpern in Cadavedo einen Vitaminschock mittels Salat zu. Gestärkt schaffen wir die restlichen Kilometer bis zu unserem Hotel, welches bereits hinter Canero steht.

Bei Sonnenuntergang gehen noch vier Pilger zum nahen Strand. Es ist wieder die abgehärtete Irmgard, die sich ins Wasser traut. Den Abend genießen wir bei gastfreundlicher Atmosphäre und mundigem Rotwein.

Die Stimmung ist gelöst, wissen wir doch, dass es nur noch knapp 10 Kilometer bis Luarca sind.

15 Tag - Strecke Von Canero – Luarca 8,7 km

Nach einer herzlichen Verabschiedung mit Gruppenfoto beginnt der letzte Pilgertag 2010.

Der markierte Weg beginnt hinter dem Haus und wir  folgen den gelben Pfeilen bis Luarca. Das zwischen den Bergen eingezwängte Zentrum bietet ein sehenswertes Stadtbild.

Wir genießen die Aussicht und die Atmosphäre am Hafen, bewundern ein Brautpaar mit asturischer Hochzeitsgesellschaft, ziehen erste Erkundigungen für das nächste Jahr ein, bevor uns ein ‚Alsa’ Überlandbus nach Oviedo bringt. Die Busfahrt ermöglicht uns einen Rückblick auf die vorhergehenden Etappen. Die letzte Pilgernacht 2010 verbringen wir in der Jugendherberge von Oviedo. Nach kurzer Stadtbesichtigung erlauben wir uns einen Abschlussschmaus. Wohlgenährt treten wir den Heimweg zur Jugendherberge an und lassen uns nur noch in die Betten fallen.

16 Tag - Der Abschlußtag - rückkehr von Oviedo via Palma de Mallorca – Krefeld

Am frühen Morgen bringt uns der Bus zum Aeropuerto de Asturias, westlich von Aviles gelegen.

Die Air-Berlin Boeing fliegt mit uns zunächst nach Palma. Wir steigen im Galopp in die bereits startklare Maschine nach Düsseldorf, wo wir gegen 22 Uhr eintreffen. Mit vielen neuen gesammelten Eindrücken schließen wir glücklich unsere Angehörigen in die Arme.

Nach der Tour ist zugleich wieder vor der Tour. Erste Überlegungen für 2011 werden in Angriff genommen.